Klassentreffen
Nicole ärgert sich über den Anflug von Melancholie. Schon eine
Weile sitzt sie mit Karsten abseits von der fröhlichen Runde. Sie
verpasst dem Mann ausgelassen einen kleinen Knuff und protestiert:
"Tust ja, als wärst du ein alter Mann!"
Karsten verteidigt sich: "Immerhin, schon ein bisschen deprimierend,
so ein Klassentreffen nach 16 Jahren. Alle haben sich ganz schön
verändert."
Er langt in die Tasche und lässt die Autoschlüssel am Zeigefinger
baumeln.
"Du willst doch nicht etwa wirklich fahren mit deiner Fahne?"
erschrickt die Frau.
"Ich muss! Du weisst, ich habe kein Zimmer mehr bekommen."
"Mach keinen Quatsch...dann schlaf schon lieber bei mir. Ich hab ein
Doppelzimmer."
Als die Worte raus sind, bereut sie Nicole bereits, denn was aus
seinen Augen blitzt, das ist eindeutig. Sie weiss, dass er bereits
auf der Penne in sie verliebt war. Sanft streift sie seinen Arm und
warnt: "Mach dir keine falschen Vorstellungen. Du weisst, dass ich
mit Männern nichts anfangen kann."
Wehmütig steht Karsten sofort vor Augen, wie sehr er sich um dieses
Mädchen bemüht hatte. Die Freundin an ihrer Seite war stets ein
unüberwindliches Hindernis, schon während der Schulzeit und auch
später beim gemeinsamen Studium. Sicher nicht der einzige Grund,
warum er noch immer Single ist, aber ein wenig vielleicht schon.
Noch einmal werden die beiden von der grossen Runde eingefangen.
Noch einmal hängt man mit einer Meute an der Bar, dann setzen sie
auf dem Weg zum Hotel schweigend einen Fuss vor den anderen. Jeder
hat gemischte Gefühle.
Das Angebot des Doppelbetts steht noch. Mutig bemühen sie sich
beide, in aller Unbefangenheit alter Kumpel, ihre Sachen fallen zu
lassen. Karsten gelingt das nicht ganz. Er muss sich abwenden, als
ein Seitenblick die Frau streift, die nur noch im Slip ins Bad
schlüpft. Er will ihr nicht gönnen, die Verfassung in seinem Schoss
abzulesen.
Als sie in ihrem niedlichen, knappen Nachthemdchen zurück ist und
nun doch irritiert ins Bett springt, steht er bereits im Pyjama. Bei
ihrem Erscheinen muss er sich allerdings schon wieder abwenden. Auch
die Ausbuchtung seiner Hose soll sie nicht sehen.
"Wir sind verrückt", brummelt Karsten. Er kommt unschlüssig in einer
Duftwolke aus dem Bad. Er ist nicht sicher, ob er wirklich zu ihr
ins Doppelbett steigen soll. Nicole ist inzwischen schon wieder
locker und frotzelt: "Mit einer Lesbe neben dir müsste es doch sein,
als würdest du mit einer Schwester schlafen!?"
Karsten ist nicht nach einem Scherz. Er greift den blossen Arm vom
Deckbett, küsst sehr innig die feine, schmale Hand und fällt in ihr
recht gut bekannte Schwärmerei, wie schön ein gemeinsames Leben
geworden wäre. In seiner verbalen Schwärmerei wird er kühner, trägt
den warmen Hauch seiner Lungen und auch eine Spur der heissen Lippen
bis zur nackten Schulter. Nur einmal zuckte Nicole unwillig, als der
Mann die Ellenbeuge berührte. Nun, wo er den Brustansatz
schmeichelt, den der grosse Ausschnitt des Nachthemdes freigibt,
nimmt sie es fast hin, wie eine Liebkosung der Freundin. Zum ersten
Mal in ihrem Leben spürt sie in dieser Gegend männliche Lippen. Sie
ist verwundert, wie zart sie schmeicheln. Bin ich verrückt geworden,
schilt sie sich, weil die Bewegung nicht zufällig war, die das
Nachthemdchen so verschiebt, dass dem Mann eine der schönen Warzen
von seinem grossen, dunkelbraunen Hof anblitzt. Der Mann fasst es
wohl auch so auf. Ohne Zurückhaltung schnappen seine Lippen nach der
unwiderstehlichen Verlockung.
Nicole kann das Beben ihres vollen Busens nicht unterdrücken. Sie
schliesst die Augen, will sich einer Illusion hingeben, ohne diesen
Männerschopf im Blick. Schon nach Minuten ist sie verführt, einen
Träger nach dem anderen von der Schulter zu streicheln. Natürlich
brodelt bei dieser eindeutigen Geste das männliche Verlangen über.
Er setzt es in Fleiss und für die Frau überraschendem Geschick um.
Noch liegt sie, mit Ausnahme vom bebenden Busen, fast wie ein Brett.
Lang ausgestreckt sind die Arme. Sie ist sich sofort sicher, dass
sie mit ihrem instinktiven Entgegenkommen schlafende Hunde geweckt
hat, rührt sich aber nicht, als die Kreise der heissen Männerlippen
immer grösser werden. Sie spürt sein Kinn in den weichen Wuscheln,
kann nicht anders, als die Beine selbst eine Winzigkeit zu spreizen.
Nicole glaubt sich in einem oft geträumten Traum. Unwirklich ist die
Situation, die sie mit einem staunenden Blick auffängt. Der Mann
kniet im kompletten Pyjama vor ihren hoch aufgerichteten Beinen und
ist dabei, ihr ein Wahnsinnsgefühl aus dem Schoss zu küssen. Woher
weiss dieser Kerl, überlegt sie zwischen zwei heissen Wallungen,
ganz tief in ihrem Leib, wo und wie ich es mag? Wieso trifft er mich
gerade immer da, wo ich es mir am dringendsten wünsche. Sie ist
überwältigt von diesem Softie, der sich überall dort tummelt, wohin
sich noch niemals ein Mann wagen durfte. Es ist vorbei mit ihrer
Zurückhaltung. Mit beiden Händen greift sie in den Männerschopf und
hilft zuweilen, das Tempo zu machen. Die wilde Reaktion des Mannes
lässt nicht lange auf sich warten. Er begreift ihr Keuchen, küsst,
saugt und stösst sie in ihren siebten Frauenhimmel, und als sie ein
Stückchen herunter kommt, gleich noch einmal. Nicole nimmt mit einem
Seitenblick nicht nur seinen Eifer vor ihren Schenkeln auf, die sie
nun selbst ganz weit nach oben hält, sondern auch den festen Griff
um seinen strammen Kerl. Bei dieser Momentaufnahme nennt sie sich
egoistisch, aber es gelingt ihr nicht, einfach zuzugreifen, einfach
seine Hand abzulösen. Nur flüchtig ist der Gedanke, weil sich ein
neuer Höhenflug anbahnt. Den geniesst sie mit eigenem Griff zum
Busen. Diesmal hat sie das Gefühl, auf einer rasenden Woge
davonzuschwimmen. Kein Wort ist während diesem verrückten Spiel
gefallen. Nur Knurren und unartikulierte Kehllaute entfuhren beiden.
Nun winselt Nicole um Einhalt, um eine Pause. Die bekommt sie
allerdings erst beim nächsten Zittern ihrer Schenkel, beim nächsten
Stossen ihres Beckens, der spitzen, straffen Zunge entgegen.
Karsten richtet sich auf. Er ist sich gar nicht bewusst, dass er
seinen Stehaufmann noch immer im festen Griff hat. Wie ein Deckel
legt Nicole ihre Hand auf die immer noch zuckenden Lippen und raunt:
"Tu es, zeig es mir...nur in einem Video habe ich einmal gesehen,
wie es sich ein Mann macht."
Sie ist verblüfft. Nur einige Male schlägt die Faust zu, dann fängt
die andere die heisse Lust auf.
"Wirklich verrückt!" wiederholt der Mann den Satz, mit dem er ins
Bett gestiegen war. Dann sind ihm die Bewunderung und eindeutigen
Komplimente sogar peinlich.
Noch bis morgens, fünf Uhr, ist das Zimmer der beiden das einzig
erleuchtete im ganzen Hotel. Der Entspannung der Körper folgt eine
lange, lange Diskussion. Nicht immer kann Karsten sofort antworten,
weil er sich an dem Körper weidet, den er schon über viele Jahre
begehrt.
Kurz vor Mittag freut sich die Wirtin über die Nachbuchung für vier
Tage. Ob sie es bereut hat? Nach einer Stunde nämlich, hallen
Nicoles Schreie bis in den Korridor, als sie zum ersten Mal von
einem heissen, lebendigen Schweif ausgefüllt ist und die scharfe
Salve spürt.
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