Entblättert wie eine Rose

Du weißt, dass ich Überraschungen und Geschenke liebe. Auf meinem Bett liegt ein Karton, mit einer Seidenschleife verziert. Ich entdecke es, als ich aus der Dusche komme, ein Handtuch um die Hüften, meine Haare trocken rubbelnd. Ein Zettel liegt darauf. Darauf steht: "Zieh Dir diese Sachen an, in einer halben Stunde hole ich Dich ab."

Mit zitternden Händen öffne ich die Seidenschleife und hebe den Deckel an. Du hast an alles gedacht: schwarze Dessous, halterlose Strümpfe, ein enger Seidenrock und eine durchsichtige Bluse. Darauf liegt eine lange Perlenkette, ein neuer Duft und ein dunkelroter Lippenstift. Vor dem Bett stehen sehr hohe, schwarze Lack-Schuhe.

Erwartungsvoll lächelnd ziehe ich die Sachen an; sie passen wie angegossen. Ich eile ins Bad, föhne und schminke mich, verteile das Parfum auf Hals und Puls. Zuletzt der dunkelrote Lippenstift und die Schuhe. Ich betrachte mein Spiegelbild. Die lange Perlenkette funkelt zwischen meinem Busen.

Ich warte auf dich.

Es klingelt. Erschreckt fahre ich zusammen, öffne die Tür und du stehst in einem sehr eleganten, grau schimmernden Anzug vor mir, dazu trägst Du ein hellrosa Hemd. Deine Augen wandern über meinen Körper. Du sagst nichts, nimmst meine Hand und begleitest mich zum Auto.

"Wohin?", frage ich leise.

"Psst!", raunst Du mir zu und legst einen Finger auf meinen Mund.

Wir fahren durch die Nacht. Nervös spiele ich mit meiner Perlenkette. Wir halten vor einem Club. Sehr elegant. Leise Klaviermusik dringt aus der geöffneten Tür. Bevor wir aussteigen legst Du mir wieder einen Zettel hin – jetzt auf meinen Schoß. Darauf steht: "Geh hinein, setz' Dich an die Bar und bestell' Dir etwas zu trinken."

Fragend und unsicher sehe ich Dich an.

"Ich alleine??"

Du nickst.

Ich schlucke. So etwas habe ich noch nie getan. Wie ferngesteuert öffne ich die Autotür. Du zwinkerst mir Mut machend zu, bleibst aber sitzen. Laut aufatmend versuche ich selbstbewusst mit federnden Schritten und erhobenem Kopf hineinzugehen.

Ich weiß, Du beobachtest mich. "Wo wirst Du sein, wie geht es weiter?"

Zögernd trete ich ein. An der Bar ist noch ein Platz frei.

"Mistkerl!", zische ich mir verzweifelt zu und umklammere die Getränkekarte. Ein freundlicher Barkeeper reicht mir einen Piña Colada, meinen Lieblingscocktail. Wie eine Verdurstende sauge ich gierig an dem Strohhalm. Ich spüre den Alkohol in meinem Körper wie er sich im Magen ausbreitet.

Erst jetzt fasse ich den Mut mich genauer umzusehen. Schummriges Licht, kleine Sitznischen, überall Kerzen, eine kleine Tanzfläche. Die Bar ist gut besucht, doch zu meinem Schrecken erkenne ich, dass fast ausschließlich Männer anwesend sind. "Geschäftsleute", analysiere ich. In mehreren Grüppchen von Männern entdecke ich sehr hübsche Frauen, die mit ihnen lachen und trinken.

"Oh Gott, ist das hier ein Edelbordell?"

Die Frauen sind anders als ich. Geschmackvoll aber doch provozierend zugleich. Sie spielen mit ihren Reizen sehr offensiv und bewusst.

Wieder werfe ich einen Blick auf die Tür. Da bist du! Erleichterung macht sich breit. "Der Retter!" Aber nein, du betrachtest mich nicht und setzt dich in eine kleine Nische. Ich sehe nur deine lässig übereinander geschlagenen Beine.

Tränen der Hilflosigkeit treten in meine Augen, vermischt mit funkelnden Blitzen. Ich trinke einen Schluck aus meinem Glas. Plötzlich eine Stimme an meinem Ohr:

"Ist der Platz noch frei?"

Vor mir steht ein großer, schlanker Mann. Grau melierte Haare, ein Gentleman-Typ im teuren Anzug. Freundlich fragend schaut er mich an.

"Ja!", sage ich kess!

Dabei denke ich: "Du bist nicht schüchtern, eine tolle Frau." Trotzdem sagt meine Körperhaltung das Gegenteil.

Du beobachtest mich.

"Wie Du willst!", blitzt es durch meinen Kopf.

Auch der Mann neben mir bestellt etwas. Plötzlich steht ein Glas mit Champagner vor mir. Er hält seines in der Hand und bittet mich einladen zu dürfen. Ich bedanke mich höflich aber reserviert und proste ihm zu. Dabei bemerke ich seine Blicke, die nicht plump an mir herunter wandern. Ich drehe mich etwas auf dem Hocker zu ihm und beginne einen Plausch.

"Wofür hält er mich? Sucht er auch nur fremde Haut?"

Wieder sehe ich in Deine Richtung. Du sitzt noch da, nippst an Deinem Cognac. Langsam entspanne ich mich.

Das Gespräch ist kurzweilig. Er heißt David und ist auf einer Tagung in der Stadt. Plötzlich wechselt die Musik. Die Spots der Tanzfläche werden hell. Salsa-Klänge dröhnen und ein Paar beginnt diesen Tanz. Professionell, aufeinander abgestimmt bewegen sie sich erotisch zur Musik. Ich wippe unmerklich mit meinem Bein.

David ist charmant, manchmal legt sich seine Hand im Gespräch auf meine, nur eine kurze Berührung. Es durchzuckt mich, fremde Nähe, ich rieche sein After Shave. Er erkennt, dass ich anders bin als die Frauen hier. Ich sehe es an seinen Blicken. Interessant, zurückhaltend, fast vornehm schüchtern, kess beim Erzählen.

Plötzlich merke ich, dass sich mein sehr kurzer Rock etwas in die Höhe geschoben hat. Der Ansatz meiner Strümpfe ist zu sehen. Ich sehe seinen Blick. Hastig stehe ich auf und gehe auf die Toilette, kühle meine geröteten Wangen, lege Lippenstift nach. David steht galant auf, als ich zurückkomme und ich bin froh, dass seine Fragen nicht zu persönlich sind. Ich erkenne, wie wohl er sich mit mir fühlt, und genieße seine bewundernden Blicke.

Nachdem wir eine ganze Weile den Salsatänzern zugeschaut haben wechselt die Musik. Saxophon erklingt. Die Tanzfläche füllt sich mit Gästen. Mit einer galanten Verbeugung fordert mich David zum Tanzen auf, nimmt meine Hand und führt mich auf die Tanzfläche.

Er ist ein guter Tänzer, er führt mich geübt. "Ist es nicht so, dass ein gemeinsamer Tanz viel bedeutet – wie es harmoniert?!" Kichern verwerfe ich den Gedanken, schiele aber wieder in Deine Richtung. Dein Blick verbrennt mich.

Plötzlich wechselt die Musik zu einem Blues. Wie selbstverständlich lege ich meine Arme um seinen Hals, er auf meine Hüften. Ein fremder Mann, fremde Hände. Ein kleiner Kuss auf mein Haar. Ich spüre seine Erregung an meinem Schoß.

"Verflixt, was tust Du hier? Was empfindest Du? Weglaufen, verdrängen oder genießen?"

Eine Hand streichelt sanft über meinen Rücken, ich spüre seinen Atem an meinem Hals.

"Du bist eine außergewöhnliche Frau!", flüstert er mir ins Ohr. "Lass mich etwas von Dir besitzen heute Nacht!"

Mein Herz klopft zum Zerspringen. Er führt mich von der Tanzfläche, eine Treppe hinauf zu einem Zimmer. Meine Gedanken überschlagen sich. Ich möchte flüchten, aber meine Beine sind wie angewurzelt. Sanft aber bestimmt legt er mich auf das breite Bett, flüstert mir zu ich solle ihm vertrauen. Er beginnt mich zärtlich zu küssen. Meine harten Brustwarzen drücken sich durch die dünne Bluse.

Es ist fast dunkel, ich erkenne nur die Umrisse der fremden Gestalt. Kleine, verbotene Schmetterlinge tanzen. Etwas benommen vom Alkohol registriere ich alles wie in Zeitlupe. Ich spüre eine Hand auf meinem nackten Oberschenkel. Die Tür öffnet sich leise und ich erkenne eine Gestalt am Fußende. Ich rieche einen vertrauten Duft. "Bist Du hier um mich zu holen, aus der prekären Situation zu befreien?"

Du flüsterst leise mit David. Die Matratze senkt sich, Du legst Dich neben mich – einen Arm aufgestützt, wortlos.

"Ich liege zwischen zwei Männern!", hämmern meine Gedanken.

Ich spüre zwei vertraute und zwei fremde Hände auf meinem Körper. Sie sind überall, tastend, streichelnd entblättern sie mich wie eine Rose. Meine Haut schimmert hell gegen die Anzüge. Ich bin passiv, lasse mich auf die Berührungen ein.

Ich spüre einen heißen Atem auf meiner intimsten Stelle. Eine Zungenspitze vergräbt sich kess in meinem Schoß. Mein Becken hebt sich automatisch. Meine Hände krallen sich in die Bettdecke. Ich fühle einen Mund an meiner Brustwarze. Ich bin wie von Sinnen, berauscht, verwirrt, erregt.

Ein leidenschaftlicher Kuss mit einem geflüsterten "Bye!" erreicht mich. Der Fremde steht auf und verlässt das Zimmer.

Wieder allein mit Dir.

Dein Körper gleitet zu mir hinauf und wir küssen uns leidenschaftlich. Eine vertraute Stimme in meinem Ohr:

"Jetzt bist Du der Boss, mein Schatz! Mach' mit mir was du willst!"

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